Carina Lehne
Lernen als Teilhabe an einer Gemeinschaft
Ich habe die Fächer Chemie und Musik mit viel Freude, Einsatz und Interesse studiert, um in der Schule bei jungen Heranwachsenden die Faszination der Naturwissenschaften, der Lehre vom Aufbau der Welt, zu wecken sowie das Eintauchen in musikalische Welten zu ermöglichen.
Dabei ist es mir immer eine Freude, bei den Jugendlichen ein gemeinsames Gestalten in Musik und Kunst oder das Überspringen von Funken in den Naturwissenschaften mitzuerleben. Genauso sollte Lernen sein, als Teilhabe an einer Gemeinschaft, Entdecken, Entwickeln und Konzipieren mit Freude und Begeisterung. Schule stellt damit Raum, Zeit und Ort für einen prägenden Lebens- und Entwicklungsabschnitt der Jugendlichen bereit. Dieser Raum sollte ihnen Schutz, vor Wind und Wetter, bieten sowie material- und personengestützt alle nötigen Lernimpulse und Lernmöglichkeiten vorhalten.
Orte von und für Menschen
Der Ort wird durch die Menschen gestaltet, die durch ihre Geisteshaltung gleichzeitig einen Raum ermöglichen, in dem alle Grundbedürfnisse gestillt werden. Damit meine ich nicht nur die allseits verständlichen Grundbedürfnisse wie Wärme, Nahrung, Schlaf, Sicherheit etc., sondern auch das Gefühl der Verbundenheit, Dazugehörigkeit, Wertschätzung, Anerkennung, Selbstverwirklichung und Spirit. Der Lehrende ist dabei nur ein Begleiter und Unterstützer der jeweiligen Lernentwicklung der Lernenden, die „als Baumeister ihrer Selbst“ (Montessori) agieren. Der Lehrende achtet auf die Passung an die in der Kultur allgemeingültigen Werte, auf die Gewöhnung und Einhaltung von Disziplin und Ordnung, sodass „das Gemeinwohl die Grenze der Freiheit des Kindes“ (Montessori) darstellt.
Dahinter steckt, dass jeder Mensch per-se wertvoll ist. Leider erlebe ich selten, um nicht zusagen nie, einen Jugendlichen, dem das bewusst ist. Sollte meine Klasse nach einem Körper-Warm-Up zur Einstimmung und Besinnung auf den Unterricht den Satz sagen: „Ich bin ok“. Es hat etwa ein halbes Jahr gedauert, bis die ersten es annehmen konnten.
Es ist Zeit Jugendliche zu ihrem Wesens-Kern zurückzuführen
Ich erlebe, dass Jugendliche nicht dafür Anerkennung erfahren, dass sie sind, sondern für das, was sie geworden sind, freundlich, schön, klug, gebildet etc. Sie erfahren die meiste Bestätigung, wenn sie die Erwartungen anderer, der Peers, der Eltern, der Lehrenden usw. erfüllen. Sie werden dadurch zu etwas geformt, von dem bereits eine Vorstellung existiert. Häufig erlebe ich dadurch eine Überanpassung der Jugendlichen, das Ringen um Aufmerksamkeit und Gunst, die Unlustvermeidung statt der Lustbefriedigung in der Lernhaltung und Handlungsweisen, die auf Kontrolle oder kontrolliert werden beruhen statt auf Bindung.
Also ist es Zeit, die Jugendlichen zu ihrem Wesens-Kern zurückzuführen und ihnen bewusst zu machen, wie einzigartig sie sind. Sie dürfen sein, wie und was sie sind, nicht wie und was sie sein sollen. Eine Lösung ist es nur, wenn alle gewinnen, wenn keiner abgehängt wird, keine Bildungsgewinner und Bildungsverlierer oder Lebenslustgewinner oder -verlierer. Schule sollte der Ort sein, an dem Aufgaben aus Lustbefriedigung, aus Lust am Wachsen und Freude am Begleiten vollbracht werden. Eine Aufgabe wie beispielsweise „Schnell-Laufen“ sollte aus der puren Freude, so schnell wie heute möglich zu laufen, heraus erfüllt werden und nicht so schnell oder schneller als ein anderer und auch nicht zwingend besser als selbst am Tag zuvor.
Von so einem Ort, einem Raum, einer Zeit als Schule träume ich. Darum bin ich hier.
Carina Lehne
Wartebergstr 1
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